Der Moritzplatz hat Farbe gekriegt. Seit Jahren ist der ampellose Kreisverkehr Unfallschwerpunkt für Radfahrende. Nun soll eine neue Markierung für mehr Sicherheit sorgen. VON SIMIKKA HANSEN UND NIKOLAS LINCK.
Es sei schon weniger geworden, das Geschrei und die quietschenden Reifen, sagt Christoph Struhk in seinem Büro direkt am Moritzplatz. Täglich könne er durch sein geöffnetes Fenster den Disputen zwischen Rad- und Autofahrenden zuhören, die sich in die Quere kommen. 7.300 Radfahrende passieren den wichtigen Verkehrsknotenpunkt durchschnittlich innerhalb von 12 Stunden, das sind mehr als 20 % des gesamten Verkehrsaufkommens. Bisher fuhren sie auf einem weiß markierten Schutzstreifen, der offensichtlich nicht viel Schutz bot: zwischen 2012 und 2014 wurden hier 157 Unfälle registriert, an der Hälfte waren Radfahrende beteiligt. Der Moritzplatz war deshalb in den letzten Jahren stets unter den Top Fünf der gefährlichsten Orte für Radfahrende in Berlin.
Eingreifen der Unfallkommission
Seit Mitte August sind nun zwei Radspuren markiert: Eine mit Pfeilrichtung nach links, die einen inneren Kreis bildet und eine mit Pfeilrichtung nach rechts, die aus dem Kreisverkehr herausführt. Zusätzlich sind die Spuren an den Ausfahrten rot gefärbt. Die Kosten von 25.000 Euro trägt nicht der Bezirk, sondern die Unfallkommission der Verkehrslenkung Berlin (VLB), die sich um Unfallschwerpunkte kümmert. Die zweispurige Markierung funktioniert. Die Radelnden kommen sich selten in die Quere, die meisten geben Handzeichen vor dem Spurwechsel.

Für den motorisierten Verkehr gibt es nur noch eine Spur, die aber an den Ausfahrten genug Platz für zwei Autos nebeneinander bietet. Das führt leider dazu, dass manche Autofahrende beim Warten an der Ausfahrt zur Hälfte auf der Radspur stehen, um Nachfolgenden Platz zu machen. Durch den einspurigen Autoverkehr staut sich in den vier einmündenden Straßen der motorisierte Verkehr mehr als zuvor. Das behindert auch die Radfahrenden: Wer auf der südlichen Prinzenstraße nicht den Radweg nutzen will (der bei seinem schlechten Zustand diese Bezeichnung kaum verdient), kann entweder mit im Stau stehen, oder sich zwischen den Autoreihen durchschlängeln.
Fußgänger haben das Nachsehen
Die eigentlichen Verlierer am Moritzplatz sind jedoch die Fußgänger: Über die Oranienstraße führt östlich ein Zebrastreifen und westlich eine Ampel. Beim überqueren der Heinrich-Heine-Straße kann man zumindest auf einer Mittelinsel Schutz suchen. Das Queren der Prinzenstraße aber ist ein Abenteuer. Da Kein Übergang ausgewiesen ist, können Fußgänger lange warten und sollten dann besser einen Sprint einlegen, um nicht in Konflikt mit Rad- und Autofahrenden zu geraten. An dieser Stelle ist eine Mittelinsel geplant, die aber nach Aussage des Bezirksamts allenfalls im Frühjahr 2016 gebaut wird.

Sicher um den Kreisverkehr – und dann?
Was langfristig für den Radverkehr in Oranienstraße und Prinzenstraße getan wird, bleibt unklar. Auch eine Ampel schließt das Bezirksamt an der Stelle nicht aus. Eine genaue Vorher-nachher-Analyse zur Sicherheit im Kreisverkehr wird die Unfallkommission nächstes Jahr erstellen. Schon jetzt ist klar, dass wir nun sicherer über den Moritzplatz radeln. Danach fahren wir aber auf drei von vier Straßen entweder unkomfortabel oder unsicher weiter. Hier sind der Bezirk und die VLB gefordert, sich weiterführende Lösungen zu überlegen. Wie so oft ist Platz für Radspuren da – wenn man auf ein paar Parkplätze verzichtet.
Nachgefragt: Der neue Moritzplatz kommt gut an





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