Die Berliner Fahrradschau sieht sich nicht als einfache Messe, sondern als „weltweit führende Fahrrad- und Lifestyleshow“. Das klingt erstmal ziemlich aufgeblasen, ist aber nicht so weit hergeholt. TEXT VON NIKOLAS LINCK, FOTOS VON JAN STEINHAUER.
Betritt man die Hallen des ehemaligen Güterbahnhofs der Station am Gleisdreieck, läuft einem als Fahrradliebhaber das Wasser im Munde zusammen. Über 300 Aussteller versuchen sich gegenseitig an Glanz zu übertrumpfen, ein Hingucker jagt den nächsten: handgemacht, Sammlerwert, Zukunftstechnologie – normale Fahrräder sieht man höchstens bei den Gästen, die ihre Drahtesel durch die Halle rollen, gern stilecht mit Radlermütze und Kuriertasche über der Schulter. Während die Schritte sich automatisch an den Takt der Swing-Musik aus den Deckenlautsprechern anpassen, bestaunt man all die Schätze und traut sich kaum, nach dem Preis zu fragen. Probefahren ist aber auch auf der Fahrradschau erwünscht, wenn man sich nicht eines der Unikate aussucht und, bei großem Andrang, ein bisschen Wartezeit mitbringt. Hinter der Eingangshalle mit den Fahrrad-Herstellern, einem Bereich für Tourismus und einer Halle für Bekleidung und Zubehör finden die Sport-Events statt. Bikepolo, Pumptrack, Trials oder Kunstrad, irgendwas läuft immer, unterlegt von den Beats des DJ. Deshalb ist das mit der „Show“ nicht gelogen. Auf der Fahrradschau kann man mühelos zwei Tage allein mit Gucken und Staunen verbummeln, ohne sich zu langweilen. Nur wer einfach ein neues Fahrrad sucht, fühlt sich vielleicht ein wenig überfordert. Die Fahrradschau ist eben eher etwas zum Appetit anregen – gegessen wird dann im Fahrradladen um die Ecke.



